DRK Jugendhaus YOZ feiert 25 Jahre
Jugendclub YOZ: „Dafür lohnt es sich, jeden Morgen aufzustehen“ – Ein Rückblick des Leiters Olaf Quinque im Interview mit Redakteur Bastian Fischer von der Leipziger Volkszeitung:
Noch ist der Andrang verhalten an diesem Donnerstagnachmittag im Norden von Delitzsch: Tröpfchenweise zieht es die Jugendlichen in die Räumlichkeiten des YOZ in der Sachsenstraße. Mal zwei, mal drei junge Menschen schauen vorbei, nehmen entweder auf den gemütlichen Couches im großen Saal Platz oder schauen nur fix vorbei, um sich Sportgeräte auszuleihen und anschließend wieder Richtung Außengelände zu verschwinden.
Jugendklub blickt auf eine lange Geschichte zurück
Olaf Quinque wirkt trotzdem zufrieden. Der Sozialpädagoge hat sich Zeit genommen, um zurück zu blicken auf die lange Geschichte des Jugendclubs. Am Montag feiert die Einrichtung ihren 25. Geburtstag. „Los gegangen ist alles am 18. März 1999“, erinnert sich Quinque. Damals wurde das Gebäude von der Stadt an den damaligen Träger – den Förderverein zur Unterstützung des Jugendclubs Delitzsch (FUJD) – übergeben. Sieben Jahre standen die Vereinsmitglieder im Anschluss am Ruder, seit 2009 lenkt das Deutsche Rote Kreuz die Geschicke des Clubs – und seit 2002 ist Olaf Quinque vor Ort für Sorgen und Belange der Jugend zuständig.
YOZ Delitzsch ist Raum für Jugend und Junggebliebene
Am Anfang, blickt er zurück, habe man sich vor allem an eine Klientel jenseits der Volljährigkeit gerichtet. „Der Fokus lag ganz klar auf Besuchern über 18 Jahren.“ Und die nahmen das neue Angebot dankbar an, nicht zuletzt deshalb, da ein anderer Jugendclub kurz vorher geschlossen worden war. „Der Bedarf war auf jeden Fall hoch, nicht zuletzt auch für einen Ort, an dem Veranstaltungen, Discos und Konzerte stattfinden konnten.“ Entsprechend sei das YOZ – der Name steht für „Youth Only Zone“ – konzipiert worden.
„Wir hatten von Anfang an unsere Bühne, haben über die Jahre im Keller Proberäume und ein kleines Tonstudio eingerichtet, im Nachbargebäude entstand ein kleiner Aufenthaltsraum mit Fernseher und unsere Kreativwerkstatt“, skizziert Quinque die Entwicklung. Parallel wurde die Außenanlage entwickelt: Zur Halfpipe für die Skater gesellte sich im Lauf der Zeit ein Beachvolleyballfeld, der benachbarte Spielplatz entwickelte sich zum Anlaufpunkt für Familien des Viertels.
Von Anfang an wurde auch die lokale Hip-Hop- und Skaterszene in den Blick genommen, erhielt legale Möglichkeiten, die Sprühdose auszupacken. „Vieles davon ist in Eigenleistung passiert – und dank zahlreicher Sponsoren“, ist Quinque stolz und dankbar.
Über die Jahre habe sich der Jugendclub ebenso gewandelt wie die Klientel. „Unsere Besucher sind sukzessive jünger geworden. Inzwischen reicht die Altersspanne von 10 bis etwa 27 Jahren.“ Die Interessen und auch die Probleme der Jugend seien hingegen weitgehend gleichgeblieben. „Sicher gab es Unterschiede, zum Start hatten wir noch eine viel höhere Jugendarbeitslosigkeit, der Stadtteil war ein noch stärkerer sozialer Brennpunkt“, so Quinque. Inzwischen wüchsen viele Jugendliche behüteter auf als früher, seien auch dadurch in ihrer Lebenswirklichkeit „näher beieinander“, wie er es ausdrückt.
Konflikte, Schulstress und Ängste seien dennoch weiter Thema – und das YOZ-Team hat stets ein offenes Ohr für die Sorgen der Besucher. „Wir setzen seit Beginn ganz bewusst auf Niedrigschwelligkeit und eine Komm-Struktur, sind immer ansprechbar und binden die Jugend in das Leben im Jugendclub ein“, betont Quinque. Neben ihm selbst stehen auch Erzieherin Nicole Ranft und eine Praktikantin für die Jugend parat, ein Hausmeister unterstützt das Team, hinzu kommen immer wieder Freiwillige.
Im Jugendclub entstanden Freundschaften bis heute
Über die Jahre hätten sich so teils sogar Freundschaften zu ehemaligen Gästen entwickelt. „Ich bin inzwischen sogar Patenonkel der Tochter eines ehemaligen Besuchers“, sagt der Sozialarbeiter nicht ohne Stolz. Zum engen Zusammenhalt dürfte nicht zuletzt auch der große Fokus auf Sport in all den Jahren beigetragen haben: Eine ganze Wand voller Pokale, insbesondere der Fußballer der „Schwarzen Pumpe“ zeugt von glorreichen Zeiten.
Generell habe man in 25 Jahren viel erreicht, freut sich Olaf Quinque. „Dass aus vielen der Kinder und Jugendlichen etwas geworden ist, dass wir hier durch unsere Anwesenheit und viele Gespräche einen Teil dazu beitragen konnten, das macht uns stolz. Dafür lohnt es sich, jeden Tag aufzustehen.“
Für die Zukunft wünscht er sich, dass der oder die potenziellen Nachfolger ebenso beherzt ans Werk gehen. Der Unterstützung der Stadt könnten sich künftige Generationen sicher sein, ist er überzeugt. Dann könnte das YOZ womöglich auch noch seinen 50. Geburtstag feiern.
Text: Bastian Fischer, Artikel in der Leipziger Volkszeitung, Regionalausgabe Delitzsch-Eilenburg am 18.03.2024